Der Justizbereich im Saarland soll langfristig klimafreundlicher werden. Um dieses Ziel zu erreichen, unterzeichneten der Staatssekretär im Ministerium für Justiz, Roland Theis, und der Geschäftsführer der LEG Saar, Valentin Holzer, am 17. März 2022 eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung eines Maßnahmen- und Handlungsplans „Nachhaltige Justiz“.
Der jetzt unterzeichnete Letter of Intent (LOI) bezieht sich auf die energetische Ertüchtigung von 30 Liegenschaften, die sich auf über 50 Gebäude erstrecken. Die Gesamtgrundfläche beläuft sich auf über 113.170,95 m². Der Energieverbrauch liegt bei 1.409.887,07 kwh, der Wasserverbrauch bei 85.107,16 m³. Es geht dabei um die Einführung eines kontinuierlichen und systematischen Energiecontrollings für alle Liegenschaften, die Optimierung vorhandener Heizungsanlagen mittels moderner Referenzmessungen, eine umfassende energetische Gebäudebewertung und auf Grundlage dessen die Ausarbeitung konkreter energetischer Sanierungskonzepte sowie Machbarkeits- und Umsetzungsstudien. Dazu hat die ARGE Solar mit einer umfangreichen Bestandsanalyse begonnen.
„Am Ende soll ein Sanierungsfahrplan für die Justizliegenschaften des Saarlandes stehen, der alle möglichen und zielführenden Einzelmaßnahmen zeitlich wie inhaltlich optimal aufeinander abstimmt und einen langfristig ausgelegten Handlungsrahmen für einen in Abstimmung mit der staatlichen Hochbaubehörde zu beschreitenden Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand bis zum Jahr 2045 einschließlich der hierfür notwendigen Investitionen nachvollziehbar und transparent darstellt“, erläuterte Staatssekretär Roland Theis. Der Staatssekretär formulierte das ehrgeizige Ziel, „mit Umsicht, Kreativität, Mut und Entschlossenheit die erste klimaneutrale Justiz Deutschlands zu werden“. Dafür sei die LEG Saar mit ihrer umfassenden Kompetenz der ideale Partner, sagte Theis.
Valentin Holzer, Geschäftsführer LEG Saar GmbH: „Unsere Zusammenarbeit dient dem übergeordneten Ziel, bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität beim Gebäudebestand der Justiz zu erreichen. Dies dient, wie die aktuelle Krise zeigt, auch einer nahhaltigen Finanzpolitik, denn Klimaeffizienz führt auch zu einem geringeren Verbrauch an fossilen Ressourcen, was wiederum zu geringeren Ausgaben der öffentlichen Hand führt. Dazu sollen auf Basis umfassender Liegenschaftsuntersuchungen langfristig konkrete Maßnahmen, zum Beispiel der Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik oder der Ausschöpfung von Energieeffizienzpotenzialen, realisiert werden.“ Holzer betonte, dass man bei der LEG Saar auf gebündelte Kompetenz der gesamten Strukturholdinggruppe beim Bau und dem Management von komplexen Immobilienprojekten zurückgreifen und alle Lösungen aus einer Hand mit nur wenigen Ansprechpartnern anbieten könne.
Ralph Schmidt, Architekt und Geschäftsführer der ARGE Solar, ging beispielhaft auf das Gebäude des Saarländischen Oberlandesgerichts und des Landgerichts Saarbrücken in der Franz-Josef-Röder-Straße 15 in Saarbücken ein, und erläuterte, wie die nachhaltige Umgestaltung der saarländischen Justiz aussehen und gelingen kann. Er nannte weitreichende Maßnahmen, wie der Bau von Photovoltaikanlagen, betonte aber, dass man sehr schnell mit sehr vielen kleinen Maßnahmen schnell messbare Ergebnisse vorzeigen könne. Die ARGE Solar freue sich auf die spannende Aufgabe und darauf, ihre Expertise in das Nachhaltigkeitsprojekt einbringen zu dürfen.
Im Justizministerium beginnt man in Punkto Nachhaltigkeit nicht bei Null. Im Bereich der saarländischen Justiz sind bereits Maßnahmen zu nachhaltiger Energiegewinnung und -nutzung, Mobilität, Artenvielfalt und Ernährung in Umsetzung. So wird die saarländische Justiz in diesem Frühjahr Partner des LEG Saar- Projektes „Saarland Artenreich“, das sich im Interesse des Insektenschutzes zum Ziel gesetzt hat, Lebensräume für gefährdete Tierarten an der Saar zu erhalten und zu schaffen.
Die Justizvollzugsanstalt Ottweiler verfügt bereits auf einem ihrer Hafthäuser über eine Photovoltaikanlage. Eine weitere Anlage ist für ein in Planung befindliches Modulgebäude der Justizvollzugsanstalt Ottweiler vorgesehen. Ebenso sind in der saarländischen Justiz bereits Elektrofahrzeuge und seit neuestem an mehreren Standorten, etwa beim Amtsgericht Saarbrücken, beim Amtsgericht Homburg und beim Ministerium der Justiz selbst, E-Bikes im Einsatz, die bei Dienstfahrten genutzt werden.
Im Rahmen des Projekts „Regionale Produkte im Justizvollzug“ widmet sich die saarländische Justiz auch der nachhaltigen Beschaffung. Erstmals wird über einen Zeitraum von zwei Jahren ein verstärkter regionaler Bezug des Lebensmitteleinkaufs der Justizvollzugsanstalten, der einen ökologischen, gesundheitspolitischen und letztlich auch regional ökonomischen Mehrwert verspricht, erprobt. Danach sollen grundsätzlich Produkte mit regionalem Bezug bei der Beschaffung bevorzugt werden.