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Steuerung und Analyse im Zeitalter von Industrie 4.0

Traditionsunternehmen mit Weitblick: Ob intelligentes Haus oder denkende Fabrik, zukunftsweisende Projekte brauchen intelligente, elektrische Steuerung. Die saarländische Hager Group bietet Lösungen.

Um Industrie 4.0 Ansätze zielgerichtet entwickeln zu können, braucht es nicht nur eine starke IT-Landschaft, die künstliche Intelligenz und Cybersecurity beherrscht. Es bedarf auch einer Industrie, die offen für Innovationen ist. Das Saarland ist ein traditioneller Industriestandort, der schon frühzeitig Forschungs- und Entwicklungskompetenzen in der IT aufgebaut hat. Neben der Universität des Saarlandes stehen das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), zwei Max-Planck-Institute, für Informatik respektive für Softwareentwicklung, und das CISPA Helmholz-Zentrum für Informationssicherheit für die hohe Kompetenz am Standort. In enger Zusammenarbeit mit den ansässigen Unternehmen entstehen hier Produkte und Strategien, die weit über die Grenzen des kleinsten deutschen Flächenbundeslandes hinaus gehen.

Um sicherzustellen, dass Unternehmen neben einer exzellenten Forschungslandschaft und dadurch bedingt auch hervorragenden Nachwuchskräften auch sonst optimale Standortbedingungen vorfinden, entwickelt die gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar Industrieflächen und Gewerbeimmobilien für alle Ansprüche. Die Wirtschaftsförderer kümmern sich auch um alle Belange während des Ansiedlungsprozesses neuer Unternehmen. Dazu zählt selbstverständlich auch die Vernetzung mit den Akteuren vor Ort.

Wir sprachen mit zwei Unternehmen aus dem Saarland, die Industrie 4.0 nicht als Buzzword, sondern als Instrument für Effizienz und kundenorientierte Produktion verstehen.


Hager Group

Die Hager Group bietet Lösungen und Dienstleistungen für elektrotechnische Installationen in Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien.
Das Kerngeschäft reicht von Energieverteilung über die Leitungsführung bis zur intelligenten Gebäudesteuerung und Sicherheitstechnik. Zur Hager Group zählen die Marken Hager, Berker, Bocchiotti, Daitem, Diagral, Efen und Elcom.

Das Unternehmen entwickelt kontinuierlich innovative Lösungen für die Steuerungsanforderungen der wichtigen Technologieschritte unserer Zeit, wie Ladestationen für die Elektromobilität, Alltagsunterstützende Assistenzlösungen sowie Technologien für das intelligente Zuhause.

Das Unternehmen mit Hauptsitz im Saarland ist eine Europäische Gesellschaft (Societas Europaea, SE). Die Hager Group legt Wert auf kulturelle Diversität und ihre europäischen Wurzeln.
Das Unternehmen ist weltweit tätig und erwirtschaftet mit 11.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,19 Milliarden Euro (2019).


Im Interview: Dr. Ralph Fürderer, CTO, Hager Group

Dr. Ralph Fürderer, CTO, Hager Group

Frage: Was bedeutet intelligente Produktion bei Hager und welche Vorteile bietet sie?

Dr. Ralph Fürderer:
Bei der Hager Group ist die Digitalisierung der industriellen Prozesse, die Industrie 4.0, ein ergänzender Ansatz zur Verbesserung unserer Gesamteffizienz.

Damit steigern wir insbesondere den Mehrwert für unsere Kunden, können aber zugleich die Unternehmensleistung in Bezug auf Qualität, Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität und Transparenz unserer Produktions- und Informationsflüsse verbessern. Wir verschreiben uns dabei keinerlei „Trends“, sondern nutzen die sich bietenden Möglichkeiten gezielt.

Lassen Sie mich das genauer erklären: Industrie 4.0 bedeutet für uns nicht nur die punktuelle Einführung neuer Technologien im Herstellungsprozess wie Additive Verfahren (3D-Druck), kollaborative Roboter oder interaktive Datenbrillen. Es gilt, Systeme und Maschinen miteinander zu verbinden und den digitalen Informationsfluss nahtlos mit der Realität der Produktionsprozesse zu verbinden.

Eine gezielte Datenanalytik und die Nutzung der Künstlichen Intelligenz verbessern die Leistung unserer Produktionsflüsse nachhaltig. Damit fördern die neuen Technologien, im Rahmen von Industrie 4.0, die Realisierung unserer „end-to-end“-Vision.

Ein gutes Beispiel liegt in der Digitalisierung unserer Instandhaltung:

  • Vernetzte Tablets unterstützen bereits die vorbeugende Instandhaltung.
  • Werkzeuge, Maschinen und Systeme tauschen operative Daten in Echtzeit aus.
  • Cloud-Plattform-Strategien dienen insbesondere dem Informationsaustausch mit unseren Dienstleistern und Partnern.
  • KI-Funktionen identifizieren den unmittelbaren Bedarf an Ersatzteilen und lösen den Bestellprozess direkt aus.
  • „Big Data“-Analytik wird in Zukunft zunehmend die Grundlage vorausschauender Wartungsaktivitäten sein.

Frage: Verfolgt ihr Unternehmen eine klare Industrie 4.0-Strategie?

Dr. Ralph Fürderer:
Das Thema Industrie 4.0 ist weit verzweigt, es gibt beinahe jeden Tag neue Innovationen.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich nicht in all diesen Möglichkeiten zu verlieren, sondern sich auf eine klare Strategie zu fokussieren.

Beim Festlegen einer Strategie geht es uns darum, einen sichtbaren Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen. Das bedeutet für uns insbesondere, dass wir unsere Produktionsprozesse so effizient wie möglich gestalten müssen. Und zwar von der Ideenfindung bis zum Rollout. Was bedeutet das konkret?

  • Ideenfindung: Wir sammeln die internen Bedürfnisse und gleichen diese mit den Möglichkeiten ab, die uns die Industrie 4.0 bietet.
  • Auswahl: Wir überprüfen, welche Lösungen uns am besten dabei unterstützen, unsere Ziele zu erreichen.
  • Entwicklung: Wir integrieren neue Lösungen in die bestehende Umgebung, angepasst an unsere Standards.
  • Rollout: Wir analysieren die Implementierung und entscheiden dann, ob wir diese Lösung an all unseren Standorten anwenden.
  • Lernende Fabrik: Wir werten unsere Resultate kontinuierlich aus und verbessern unsere Technologiebasis.

Die lernende Fabrik ist bei der Hager Group gelebte Realität

Frage: Sie sprechen von der „Lernenden Fabrik“. Macht die Fabrik Fehler? Wenn ja, wie wird der Lernprozess gesteuert?

Dr. Ralph Fürderer:
Eine „Lernende Fabrik“ basiert aus unserer Sicht auf einem nahtlos digitalisierten Fertigungsprozess. Der startet bei der Bereitstellung des Rohmaterials und gestaltet sich bis hin zum fertigen Produkt basierend auf den genannten Industrie 4.0-Prinzipien.

Wir lernen, indem wir Innovationen vorab in kleinerem Umfang testen, bevor wir diese in großem Maßstab einsetzen. Dabei machen wir natürlich auch Fehler, aber diese lassen sich in einer kontrollierten Pilot-Umgebung agil und nachhaltig beheben.

Lassen Sie mich an dieser Stelle auch auf die zentrale Bedeutung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Industrialisierung und der letztlichen Nutzung der Industrie 4.0-Technologien hinweisen. Das Wissen der Kollegen ist ganz entscheidend: Ohne deren Kompetenzen und Flexibilität lässt sich kein lernender Produktionsprozess umsetzen.

In der intelligenten und lernenden Fabrik sind daher Menschen, maschinelle Einrichtungen und Systeme durch modulare Geräte und IoT-Komponenten miteinander verbunden. Mit diesen intelligenten Geräten und Applikationen können Industrieanlagen ihre Prozesse erlernen und kontinuierlich verbessern. Es geht schließlich darum, Prozessdaten zu sammeln und intelligent in kürzester Zeit auszuwerten, sodass wir unsere Verfahren permanent optimieren und unsere Kunden bestmöglich bedienen.

Frage: Für das Toolmanagement 4.0 sind Sie seinerzeit ausgezeichnet worden. Haben Sie seitdem weitere Prozesse und Aufgaben dem Industrie 4. 0-Prinzip folgend aufgestellt?

Dr. Ralph Fürderer:
Mit unserem Industrie 4.0 Projekt „Werkzeugmanagement“ waren wir 2014 eines der ersten Industrieunternehmen in diesem Umfeld und realisierten schon damals die vertikale und horizontale Integration von Maschinen, Sensoren, Prozessen und Systemen. Unsere digitale Werkzeugverwaltung gibt unseren Mitarbeitern die Möglichkeit, neue Technologien zu verstehen und die Vorteile für das Unternehmen zu erkennen.

Dieses Projekt war die Basis für die heutige digitale Industrie 4.0 Anwendungs-Architektur in der Hager Group. In den letzten Jahren haben wir kontinuierlich Fertigungsprozesse weiter digitalisiert und an den verschiedenen Produktionsstätten eingesetzt.

Frage: Das Saarland ist Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz DFKI und weiterer renommierter IT-Forschungsinstitute. Das DFKI gilt als eine der Geburtsstätten der Industrie 4.0. Profitiert Ihr Unternehmen von der Forschungskompetenz im Saarland?

Dr. Ralph Fürderer:
Die Hager Group arbeitet seit Jahren eng mit lokalen Institutionen wie dem DFKI, der HTW Saar oder dem August-Wilhelm Scheer Institut zusammen.
In diesem innovativen Umfeld haben wir gemeinsam mit unseren Partnern verschiedene Projekte realisiert. Etwa ein Projekt zu neuronalen Netzwerken der Gesichtserkennung von Personen in Echtzeit (2018 mit DFKI), dem Energiemanagement für ein neues Hager Group-Gebäude in Blieskastel (2017 mit August-Wilhelm Scheer Institut), und das Projekt „Liongrid“ zum virtuellen Energieplan (2017 mit Scheer und HTW Saar).

Unsere Gruppe war zudem Gründungsmitglied der East Side Fab in Saarbrücken, die regionalen Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und angrenzenden Bereichen vernetzt.
Zu den bereits laufenden oder in Vorbereitung befindlichen Projekten zählen beispielsweise das „SUITE“-Projekt über die adaptive Unterstützung auf der Basis künstlicher Intelligenz (mit DFKI), das „Flexchain“-Projekt zur Bereitstellung von Flexibilität für Netze auf Verbraucherseite (mit dem August-Wilhelm Scheer Institut und den Stadtwerken Saarlouis), oder die laufende Bewerbung beim BMWi für das Projekt „ELIAS“ zur automatischen Verbindung von Elektrofahrzeugen mit Ladeinfrastruktur, zusammen mit der East Side Fab, DFKI und HTW Saar.

Frage: Die Hager Group agiert weltweit. Bietet das Saarland mit seiner Grenzlage zu Frankreich hier Vorteile?

Dr. Ralph Fürderer:
Die Hager Group ist weltweit tätig und nutzt dabei die Kompetenzen vor Ort. Damit ist die lokale Ausrichtung ebenso maßgeblich wie die globale. Einige Mitarbeiter an unserem deutschen Standort in Blieskastel kommen aus Frankreich. Andererseits haben wir auch deutsche Kollegen am Standort in Obernai. Da unsere Wurzeln deutsch-französisch sind, haben wir diese Kultur stark verinnerlicht. Dies ermöglicht ebenfalls einen einfacheren Zugang zu Partnern in Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Bereichen in beiden Ländern.

Damit ist die Hager Group das einzige Unternehmen im Wettbewerbsumfeld, das aus Sicht des Marktes sowohl in Deutschland als auch in Frankreich eine solch starke Position innehat.

 

Mehr Informationen: Germany’s Saarland

Ihre Ansprechpartnerin:

Anja Petschauer

Director
Marketing and Promotion
gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH

+49 (0)6893/9899 612

» a.petschauer@invest-in-saarland.com

Autorin:
Anja Petschauer

Director Marketing
gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar

a.petschauer@invest-in-saarland.com